This is us (5/14): Asiye

B&T WE DESIGN SOCIETY l In unserer “This is us”-Interviewreihe stellen wir euch unsere Teammitglieder vor. Von der Produktion über die Geschäftsführung bis hin zur Werkstudentin und der Buchhaltung. Heute lernt ihr die großartige Asiye kennen, die Leiterin unserer Produktion.

1. Wie spricht man deinen Namen richtig aus?

„Asiye“, sage ich. Dabei klingt das „y“ wie ein „j“. Die gebürtige Hamburgerin ist im Schanzen- und Karoviertel groß geworden und lebt mit ihrem Mann und den gemeinsamen 3 Kindern in Kirchdorf Süd. Studiert hat Asiye Bekleidungstechnik und nach ihrem Studium lange nach einer Fertigungsstelle gesucht. Als sie sich auf die von Bridge&Tunnel ausgeschriebene Stellenanzeige als Näherin beworben und gezeigt hatte, was sie als Bekleidungstechnikerin alles kann, wurde sie umgehend befördert. Und begann ihren Job direkt als Produktionsleiterin. Angefangen bei 15 Stunden ist Asiye heute 30 Stunden die Woche in unserer Wilhelmsburger Werkstatt anzutreffen. „Ich bin hinter den Kulissen, organisiere, plane und nähe.“ Jedes von Lotte entworfene Design wird mit Asiye ausführlich bequatscht und durchdacht, bis es dann tatsächlich in die Produktion geht. Asiye ist die Schnittstelle von Design und Fertigung und vernäht beide Bereiche jeden Tag aufs Neue.

2. Was gefällt dir am besten an Deutschland? Und was ist im Vergleich zur Türkei anders?

Die herzliche Frau in ihrer schwarzen, bodenlangen Tunika ist zweisprachig aufgewachsen. Ihre Kinder gehören zur dritten Generation in Deutschland. „Wir sind diese typisch türkische Familie, die immer in den Urlaub in die Türkei fährt“, behauptet sie lachend. Das Auto ist entgegen aller Erwartungen nicht bis obenhin vollbepackt, denn die drei Kinder müssen ja auch noch Platz finden. „Allerdings haben wir zurück mehr Gepäck dabei als auf der Hinfahrt. Es gibt aber seit dem letzten Jahrzehnt keinen wirklich großen Unterschied mehr zwischen Deutschland und der Türkei. Außer, dass es niemanden in der Türkei stört, dass es chaotisch zugeht, wenn es um Papierkram geht.“ Asiye mag es lieber geordnet und strukturiert. „Es lief dort alles durcheinander, aber es lief irgendwie. Die deutsche Bürokratie ist dazu im Vergleich sehr geradlinig.“ Aber auch den Verkehr auf den Straßen mag Asiye lieber in Deutschland – im Gegensatz zu ihrem Mann, der in der Türkei sehr gern Auto fährt. „Außerdem sind Cafés in der Türkei auch noch spätabends voll, obwohl die Leute am nächsten Tag arbeiten gehen.“

Foto: Romy Gessner

 

3. Was ist dein Lieblingswort in deutsch? Und welches Wort magst du überhaupt nicht?

„Na, wie geht’s? Na, was machst du?“, lacht Asiye. Das Wort „Na“ verwendet sie sehr gerne und auch sehr oft. Auch „pi mal Daumen“ sagt sie häufig, darauf aufmerksam hat sie eine ehemalige Praktikantin.

„Das Wort Migration ist eines, das ich gar nicht mag. Nicht, weil es komisch klingt, sondern weil ich das öfter zu hören bekomme und mich nicht damit verbinde. Ich bin hier in Hamburg geboren und ein fester Teil von Deutschland. Ich bin hier zur Schule gegangen, habe studiert und zahle Steuern. Auch meine Kinder sind Teil der deutschen Gesellschaft. Deshalb verstehe ich nicht, warum sie manchmal als „Migrations-Deutsche“ bezeichnet und sofort in eine Schublade gesteckt werden. Denn das bedeutet ja irgendwie, dass man zwar Teil sein darf, es aber nicht richtig ist. Ich habe eine starke Bindung zur Türkei, aber mindestens genauso auch zu Deutschland. Es ist eine gesunde Mischung. Obwohl ich manchmal noch in der Türkei die Deutsche und hier in Deutschland die Türkin bin.“, bringt mir Asiye näher. „Also eigentlich bin ich ja Bulgarin – das ist genau in der Mitte.“ Wir müssen beide daraufhin anfangen zu lachen.

 4. Seit wann nähst du und wie bist du dazu gekommen?

„Ich habe zu meinem 14. Geburtstag eine Nähmaschine bekommen. Seitdem nähe ich.“ „Und funktioniert dieses alte Schätzchen noch?“, frage ich sie. Besitzen tut Asiye die alte Singer noch, funktionieren tut sie hingegen nicht mehr so gut. Seit 3 Jahren ist Asiye nun schon bei Bridge&Tunnel und geht ihrer Arbeit mit Herz und Seele nach. Am meisten liebt sie die familiäre Atmosphäre und die flachen Hierachien.

 5. Welches B&T-Produkt gefällt dir am besten?

“Mein absoluter Favorit ist definitiv der neue Weekender! Mir gefällt die Eleganz.“ Die Reisetasche hat die perfekte Größe, um als Handgepäck genutzt werden zu können und strahlt durch seine Schlichtheit.

6. Welche Musik hörst du gerne?

„Ich höre Musik, die im deutschen Radio läuft, aber auch die auf türkischen Sendern. Ich bin mit einer guten Mischung aufgewachsen und höre heute alles, was sich gut anhört.“

 7. Was ist dein Lieblingsessen?

„Manti, das ist so ähnlich wie Ravioli. Gefüllt mit Hackfleisch in Joghurt und Tomatensauce. Es dauert stundenlang und gegessen wird es in fünf Minuten.“, erklärt sie mir. Zu unserer Weihnachtsfeier hat Asiye unheimlich leckere „Zigaretten-Börek“ mitgebracht. Ich frage nach dem Rezept und sie erzählt mir, dass sie diese Bezeichnung überhaupt nicht mag – klingt ja auch nicht besonders lecker – und sie ihren Kindern „Elif-Börek“ als neuen Namen eingetrichtert hat. Elif hat seinen Ursprung in der arabischen Sprache und ist abgeleitet vom ersten Buchstaben des Alphabets. Wörtlich übersetzt bedeutet es schmal oder schlank und passt deshalb sehr gut zu der leckeren Blätterteig-Delikatesse.

Foto: Romy Gessner

8. Welchen Ort möchtest du in Deutschland einmal besuchen?

„Berlin. Ich würde aber überall hingehen mit den richtigen Menschen. Man kann es sich auch irgendwo in der Walachei schön machen. Ich bin so froh, dass meine Eltern in Hamburg gelandet sind. Hier gibt es einfach alles.“ Oh ja, unsere traumhafte Hansestadt bietet jedem, was er zum Glücklichsein braucht.

 9. Was bedeutet Arbeit für dich?

„Spagat.“ Ein Balanceakt zwischen Familie und Arbeit nennt mir Asiye als Antwort. „Aber Arbeit ist auch etwas, was Spaß machen sollte, sonst ist es ja eine Qual. Man muss einen Weg finden, dass die Arbeit Spaß bringen kann. Ich sehe das Positive daran. Die einzige Arbeit ist es, morgens aufzustehen und hierherzukommen. Der Rest geht ganz von alleine.“

 10. Team Blue or Black Denim?

„Schwarz kann man besser kombinieren als blau. Egal ob als Kleidungsstück oder als Accessoire. Deshalb finde ich den Weekender in dunkel viel eleganter.“ Auch ihre brombeerfarbene Strickjacke setzt sich farblich deutlich vom schwarzen Kleid und ihrem Hijab ab. Die Frau weiß also, wovon sie spricht.

Das war unser 5. Interview von 11 in der Kategorie „This is us“.

written by: Karla Straube