„I’m like every other woman: a closet full of clothes, but nothing to wear: So I wear jeans.“ Das hat einmal die großartige Cameron Diaz gesagt und bestimmt können viele von euch dieses Gefühl nachvollziehen. Man steht morgens vor einem prall gefüllten Kleiderschrank und weiß trotzdem nicht, was man anziehen soll. Die eigenen Kleiderstücke fühlen sich unpassend für den Tag an und der Wunsch nach Neuem ist groß. Die Beschaffung neuer Kleidung soll Abhilfe schaffen, doch das ist weder nachhaltig, noch löst es das eigentliche Problem: nachhaltiger und bewusster zu konsumieren.
Was aber, wenn wir zwar nachhaltiger konsumieren, nicht aber auf Abwechslung im Kleiderschrank verzichten wollen? Ist das Leihen von Kleidung die (oder eine) Lösung?
Studien zufolge tragen wir 40% unserer Kleidungsstücke nur sehr selten bis nie (Quelle: Greenpeace). Das sind etwa 2 Milliarden praktisch ungetragene Kleidungsstücke! Grund hierfür ist das Grundrauschen unseres Lebens, wir sind süchtig nach fast solutions: vom Fahrradlieferant, der uns in 10 min unseren Einkauf bringt, zum Onlinehändler, der in 1 Tag unsere Bestellung liefert oder von Fast Fashion, die unseren Heißhunger nach Abwechslung schnell befriedigen soll. Kleidungsstücke fühlen sich nur nach wenigen Tragemomenten nicht mehr neu an. Und ständig präsentiert die Modeindustrie uns neue Styles und Trends, die das Gefühl der Teilhabe am Zeitgeist über Kleidung befeuern. Den Instagram-Hashtag #OutfitOfTheDay kann man mittlerweile wortwörtlich nehmen. Eine Studie im Auftrag des britischen Kreditkarten-Anbieters Barclaycard aus dem Jahr 2018 fand heraus, dass fast jede:r zehnte Brit:in schonmal online Kleidung gekauft hat, um sie nur einmal für einen Post in den sozialen Medien zu tragen und dann zurückzuschicken.
Talk Slow Podcast 017: Leihen statt besitzen
Es ist offenbar schwer, von der Idee des Besitzes Abstand zu nehmen. In Folge 017 unseres Talk Slow Podcast sprechen wir deswegen mit einer Frau, die viel vom Nicht-Besitzen erzählen kann: Linda Ahrens, eine der beiden Gründerinnen von Unown. Unown ist ein Online Leasing-Service für Kleidung und Accessoires mit Sitz in Hamburg. Seit Ende 2021 könnt ihr dort auch Produkte von Bridge&Tunnel ausleihen, wie unseren Denim Blouson. Ca. 80 Brands bringt Unown aktuell auf ihrer Plattform zusammen, von Fashion, über Accessoires bis hin zu Schmuck. Und möchte mit diesem Angebot dazu beitragen, Fast Fashion auch im Alltag zu substituieren.
Während wir also noch darüber nachdenken, warum wir uns nicht längst bei einer Leihplattform, von der es laut Fashion Changers mittlerweile 14 Stück in Deutschland gibt, angemeldet haben, treibt uns die Frage, warum es sich – neben dem moralischen Gefühl – lohnt, Mode zu leihen.
Warum es sich lohnt, Mode zu leihen
Die Umwelt und den Geldbeutel schützen. Die (Umwelt-)Kosten eines Artikels hängen direkt davon ab, wie oft du ihn trägst. Und Hand auf’s Herz: Wie oft trägst du die besonderen Teile in deinem Kleiderschrank wirklich? Selbst wer nur ein Drittel seiner Kleider least, statt sie zu kaufen, spart damit schon 25% CO2 ein. Beim halben Kleiderschrank sind es sogar 40% (Quelle: Unown). Der Grund dafür ist einfach: Der mit Abstand größte Teil des CO2-Fußabdrucks eines Kleidungsstücks entsteht bei der Produktion. Wenn weniger gekauft wird, muss weniger produziert werden – und das schont die Umwelt. On top wird auch noch dein Geldbeutel geschont. Denn wenn du Kleidung leihst und sie dadurch mit anderen teilst, ist der Cost per Wear viel geringer. Und wenn ein Leihservice für dich zu teuer ist, geht das Sharing von Kleidung ja auch anders. Wie wäre es statt der nächsten altbackenen Tupper-Party mal mit einer Kleidertauschparty?
Bunte Abwechslung ohne schlechtes Gewissen. Ein gemieteter Kleiderschrank ist ein großartiges Mittel gegen den Fast-Fashion-Fix. Ob mehr Abwechslung im Kleiderschrank, die Chance, sich endlich mal wieder an eine Schlaghose und Pieces in knalligen Farben zu trauen oder das Testen von Produkten, bevor man sich dazu entscheidet diese zu kaufen und lange zu lieben – die Leihgarderobe macht’s möglich.
Nutzen statt Besitzen. Die Sharing-Economy ist ein Puzzleteil in eine nachhaltigere Zukunft. Wenn wir nicht ständig neue Dinge kaufen, sondern stattdessen teilen und leihen, muss weniger hergestellt werden. Deswegen ist Leasing auch noch ressourcenschonender als Second Hand Shoppen. Teile werden öfter getragen und das spart Co2, Wasser und Energie. Kleidung zu leihen, kann ein erster Schritt im eigenen Verhaltenswandel sein. Und gut für die mentale Gesundheit ist weniger Besitz sowieso. Shoppen ist heute ein endloser Kreislauf, in dem man das Gefühl hat, nicht gut genug zu sein, wenn man nicht die neuesten Dinge besitzt. Dabei macht es wahnsinnig viel Spaß, neue Outfits aus den Kleidungsstücken zu kreieren, die wir bereits besitzen oder gerade leihen. Trust our expert und Co-Founderin Conny, die im Januar nur in ihrem eigenen Kleiderschrank geshoppt hat!
Shared memories. Durchs Leihen und Teilen schaffen viele verschiedene Menschen Erinnerungen in ein und demselben Stück und das ist einfach schön!
Aber ist Leihen nun automatisch gleichbedeutend mit Nachhaltigkeit? Eine Gefahr könnte im Rebound-Effekt lauern, so nennt man das Phänomen, wegen des „besseren Gefühls“ dazu verleitet zu werden, mehr zu leihen oder zu kaufen, als man eigentlich braucht und will. Im besten Fall trägt das Mieten aber dazu bei, dass sich unser ungesundes Verständnis von Kleidung als Wegwerfware ändert. Wer jeden Monat neue Leasing-Teile im Schrank hat, der lässt ganz automatisch weniger Geld in den Fast Fashion Läden seiner Stadt liegen.
Ihr wollt tiefer in das Thema eintauchen? Dann hört unbedingt in unsere aktuelle Talk Slow Podcastfolge mit Linda Ahrens von Unown rein.
Beitragsbild: Unown Fashion