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Das ganze Jahr über wird auf diesen Tag hin gefiebert. Kurz nach Thanksgiving – einem Fest, an dem Dank gegeben wird, für alles was man hat – ist es endlich so weit (nein, wir sprechen nicht von Weihnachten): Männer, Frauen und Kinder stürmen in die Läden, stoßen sich aus dem Weg und stürzen auf die stark reduzierte Ware. Es ist Black Friday in den USA, was vielen Menschen den Anlass gibt, sämtliche Normen und Werte über Bord zu werfen. Zahlreiche Videos auf Plattformen wie Youtube und sämtlichen Nachrichtenkanälen zeigen, wie Menschen stundenlang Schlange stehen, sich Frauen gegenseitig beschimpfend und gegenseitig kratzend Mikrowellen aus den Händen reißen und eine Gruppe junger Männer sich um ein iPhone prügelt, als würden sie um ein letztes Stück Brot streiten. Wenn es um Konsum geht, scheint sich der Mensch in einen einfach gestrickten Roboter zu verwandeln: Es geht darum zu haben – und zwar viel und möglichst billig. Dafür werden sogar blaue Flecken in Kauf genommen.

Gesellschaft im Überkonsum

Wann wurde aus Konsum das, was es heute vielerorts ist: Kein notwendiges Bedürfnis, sondern ein menschliches Begehren? Im Rabattwahn spielt es nur selten eine Rolle, wo oder von wem etwas hergestellt wurde. Der Fakt, dass etwas um 75% reduziert ist, scheint so attraktiv, dass die Umständen, unter denen das Produkt gefertigt wurde, schlichtweg unter den Tisch fallen. Schließlich hat Black Friday Tradition. Der Freitag nach Thanksgiving ist ein Brückentag, den viele dementsprechend für ihre Weihnachtseinkäufe nutzen. Der Umsatz des US-amerikanischen Vorweihnachtsgeschäfts beläuft sich, so der Branchenverband National Retail Federation, auf sagenhafte 720 Milliarden Dollar. Dazu konzentriert sich der berühmte jährliche Shopping-Höhepunkt schon lange nicht mehr auf 24 Stunden, sondern dehnt sich laut der Frankfurter Allgemeine auf eine ganze Woche und mehr aus. Doch Black Friday beschränkt sich schon lange nicht mehr auf die USA: Der „Konsumtrend“ hat unter anderem Deutschland erreicht und führte dazu, dass Online-Shops ihren Umsatz 2017 um 157% steigern konnten. Doch wann ist genug, genug? Und brauchen wir wirklich so viel?

Schafft Weniger Mehr (Glück)?

Die Dokumentation „Minimalism“ des Regisseurs Matt D’Avella aus dem Jahre 2016 nimmt das menschliche Konsumverhalten, Gründe dafür und die Auswirkungen davon genauer ins Visier. Um die Lebensphilosophie eines minimalen Lifestyles bildlich darstellen zu können, werden während des Films die Erfahrungen verschiedener Minimalismus-Praktizierer vorgestellt. Insgesamt 22 Personen erzählen von ihrem Lebenswandel: Workaholics wenden sich der Meditation zu, Väter und Mütter ziehen mit ihren Kindern in sogenannte Tiny Häuser – alle mit dem Ziel, dass Weniger mehr (Glück) schafft. Es geht darum, durch weniger besitzen und haben wollen, mehr Zeit zu haben, Leidenschaft ins Leben zurück zu bringen, neue Erfahrungen zu sammeln und letztendlich an Freiheit zu gewinnen. Ein Ansatz, der verlockend klingt. Und für deren Verfechter der Black Friday nichts weiter ist, als ein ganz gewöhnlicher Freitag.

Foto via: VEJA