Konsumalternative Secondhand: Die besten Stores in Hamburg

B&T UNTERWEGS l Ihr denkt bei Secondhand an vermuffte, altmodische Kleidung, die keiner mehr will? Dann ist spätestens jetzt Zeit für einen Perspektivwechsel! Schon seit einigen Jahren erfreut sich Secondhand wachsender Beliebtheit. Für uns ist es nicht nur eine Möglichkeit, nachhaltig zu shoppen ohne neue Dinge zu erwerben. Sondern die Chance, echte individuelle Schätze zu entdecken, die oft weitaus qualitativer als neuwertige Fast Fashion sind. Auch Hamburg hat in Sachen Secondhand-Shopping Einiges zu bieten. Wir sind für euch auf eine exklusive Tour gegangen und haben den Second-Hand-Kosmos Hamburgs erkundet. Lasst Euch inspirieren und erfahrt mehr über unsere Leidenschaft für pre-loved Fashion.

Secondhand als Privileg der Wenigen?

Aber warum überhaupt Second-Hand? Statt zu Neuware zu greifen, die leider noch viel zu häufig unter katastrophalen Bedingungen für Mensch und. Natur produziert wird, lohnt sich ein Blick auf das, was bereits da ist: Wunderschöne, gepflegte, stylische Second-Hand Kleidung! Denn der Kauf von gebrauchter Kleidung schont nicht nur unsere Umwelt und schenkt den Kleidungsstücken ein längeres Leben. Auch die Qualität ist – insbesondere bei echten Vintage-Schätzen – im Vergleich zu Fast-Fashion-Mode deutlich höher. Secondhand hat also viele Vorteile. Laut Greenpeace befindet sich bereits so viel Kleidung auf unserem Planeten, dass die Menschheit für die nächsten 30 Jahre gar keine neuen Textilien mehr herstellen müsste – und trotzdem alle einkleiden könnte.

Dadurch das – glücklicherweise – immer mehr Menschen die Rolle von Fast-Fashion und ihre negativen Auswirkungen auf unseren Planeten erkennen, wird Secondhand zum Thema. Und mit der Beliebtheit steigt der Preis. Auch wenn die Kleidungsstücke nur noch einen Bruchteil des ursprünglichen Preises kosten, sind sie nicht automatisch für jede:n erschwinglich. Denn gut erhaltene Secondhand Ware hat immer noch einen Wert, der nicht mit der Billigware der schnellen Modeketten konkurrieren kann, es auch gar nicht will. Das ist gut – und schlecht zugleich. Denn Menschen mit kleinem Portemonnaie greifen durch den Preisanstieg bei Secondhand oft weiterhin zu Fast-Fashion, weil es für sie die einzige Option ist, günstig Kleidung zu erwerben. Bleibt ein ökologisch und ethisch korrekter Konsum also ein Privileg der Wenigen? Entscheidungen setzen eine Wahl voraus und genau die haben geringverdienende Menschen seltener. Wir glauben, dass “Nachhaltigkeit” ein Gut sein sollte, das sich jede:r leisten kann. Auf dem Weg dorthin, der sicher nicht ohne politische Regulierungen etwa über das Lieferkettengesetz zu steuern ist, finden wir es deshalb wichtig, niemanden zu verurteilen, der Fast Fashion kauft. Sondern genauer hinzuschauen, warum und in welchem Umfang er oder sie das tut.

Aus diesem Grund ist bei den Secondhand-Boutiquen, welche wir Euch vorstellen, wirklich alles dabei. Von SpendaBel mit ihrem Angebot speziell für Geringverdiener über das kunterbunte, coole Vintage-Paradis „Hot Dogs“ im Karoviertel, das alles abseits vom Mainstream bietet, bis zu „Die Bergmanns“ & Co., die auch hochpreisigere Designerteile im Sortiment haben. Es folgen für Euch, nach Kiez sortiert, unsere Lieblinge:

 

Sankt Pauli

fUX Vintage

Wohlwillstraße 11, 20359 Hamburg, Mi.-Fr 11-17 Uhr & Sa 11-16 Uhr

fUX ist ein wahres Kinder-Secondhand-Paradis, das die 41-jährige Inhaberin Chandra Liebetanz geschaffen hat. Zu ihrer Minifamilie von fUX Vintage gehören ihre 10-jährige Tochter und seit sechs Jahren fUX Vintage. Und das in diesen Laden ganz viel Liebe und Herzensblut stecken, ist nicht zu übersehen. Was fUX Vintage besonders mache, sei das Gesamtkonzept, so Chandra. „Die sorgfältige Auswahl der Stücke wie auch die Sortierung und Einrichtung des Ladens vermitteln zusammen ein schönes Einkaufserlebnis.“ Dem können wir nur zustimmen. Alles hat seinen Platz, hängt ordentlich in Reih und Glied, so dass jede:r schnell finden kann, wonach er oder sie sucht. „Weit weg von den Vorurteilen, dass Secondhand muffig sei und man sich durch Wühlkisten arbeiten muss.“ In Chandras Laden sind alle Willkommen! Eine kunterbunte Mischung an Kund:innen findet regelmäßig ihren Weg hierher: Leute, die Nachhaltigkeit Groß schreiben und vermeiden, Neues zu kaufen. Schatzsucher, Sparfüchse, Touristen, die durch St. Pauli bummeln. Warum Secondhand shoppen? „Weil es die nachhaltigste Art des Konsums ist! Kleidung, deren ökologischer Fußabdruck bereits hinterlassen wurde, sollte wertgeschätzt, gepflegt werden, und so lange wie möglich im Umlauf bleiben.“ Definitiv! Insbesondere bei Kinderbekleidung macht das Sinn, wo man den kleinen Zwergen fast schon beim Wachsen zusehen kann. An alle Eltern da draußen: Das isst definitiv ein Ort, den ihr kennen solltet!

Spenda Bel

Detlev-Bremer-Straße 13, 20359 Hamburg, Mo-Fr 10-15:45 Uhr

Spenda Bel ist ein Projekt der einfal GmbH Hamburg. Ihr Hauptaugenmerk liegt seit über 30 Jahren darauf, benachteiligte Menschen bei ihrer Arbeitssuche zu unterstützen und ihnen den (Wieder-)Einstieg in die Arbeitswelt zu ermöglichen. Ziemlich cool, wenn ihr uns fragt. Eine Besonderheit ist, dass hier wirklich nur Geringverdiener:innen mit Kundenkarte einkaufen und durch die Spenden stöbern dürfen. Diese wird gegen den Nachweis eines geringen Einkommens ausgestellt. Die Kundschaft besteht hier aus Schüler:innen, Student:innen, Arbeitslosengeld 1 oder 2 (Hartz IV) Beziehenden sowie Rentner:innen, deren Einkommen unter der Pfändungsgrenze (derzeit: 1.178,59€) liegen muss. Die Mitarbeiter:innen von Spenda Bel sind der Meinung, dass mehr Menschen Secondhand kaufen und damit unserer Umwelt etwas Gutes tun sollten. Es sei im Besonderen für Einkommensschwache eine tolle Option. In der Filiale in St. Pauli ist uns die tolle große Auswahl an Baby- und Kinderkleidung/-büchern und Spielen aufgefallen. Hier findet ihr weitere Spenda Bel Geschäfte sowie ein Kulturcafé in Hamburg.

Tipp: Falls ihr helfen möchtet und gerade aussortiert habt: Das Spenda Bel Team freut sich über Sachspenden, die ihr nach Absprache vorbeibringen könnt.

Karoviertel

HOT DOGS

Marktstraße 38, 20357 Hamburg, Mo-Fr 10:30-19:30 Uhr & Sa 10:30-19 Uhr

Im hippen Karolinenviertel gelegen, ist das HOT DOGS wirklich ein absoluter Traum für alle Vintage-Liebhaber:innen.  Die Beratung und der großartige Service sind wirklich einmalig.  Inhaber Noah Jurecky sagt, das Besondere am HOT DOGS sei „unsere außergewöhnliche Auswahl an Bekleidung, von Kopf bis Fuß aus neun Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts“. Diese ist riesig, es gibt viel American Style, coole deadstock Sportswear sowie Sneaker. Alterstechnisch sei bei der Kundschaft alles von 8 bis 70 Jahren dabei, viele bewusste Konsument:innen und Leute, die sich vom Mainstream abheben wollten sowie die Qualität der Artikel schätzen. Und diese hat natürlich ihren Preis. Allerdings lässt man im HOT DOGS da durchaus mit sich reden, wenn sich der ein oder andere Kunde unsterblich in ein Teil verguckt hat. Jurecky findet: Man sollte Secondhand wegen des geringeren ökologischen Fußabdrucks shoppen, weil man anders rumlaufen will und natürlich wegen der besseren Qualität. Schaut unbedingt vorbei und taucht ein in eine verzaubernde Welt der Vintage-Originale. Eine wahre Schatzgrube!

Vintage Gallery

Marktstraße 27, 20357 Hamburg, Mo-Fr 12-19 Uhr & Sa 11-19 Uhr

Nur ein paar Häuser weiter befindet sich die Vintage Gallery. Hier gilt ORIGINALS ONLY! Von den 20ern bis zu den 90ern ist alles dabei, richtiges Vintage eben. Denn hier durften wir in einem sehr interessanten Gespräch erfahren, was die eigentliche Bedeutung des Wortes „Vintage“ ist und welche Kleidung sich so nennen darf. Der Inhaber, welcher den Laden seit 23 Jahren schmeißt und sich auf diesem Gebiet eindeutig auskennt, erklärt uns: Das Adjektiv „vintage“ kommt aus der Weinkelterei und beschreibt das traditionellste Verfahren der Weinherstellung. Bezieht sich also auf die Traubenlese und das Altern von Wein. Wir verbinden damit heute modische Retro-Kleidung /-Möbel usw. Aber vieles, was heutzutage als Vintage deklariert wird, sei es größtenteils überhaupt nicht. Alle, die Wert darauf legen echte Vintage-Pieces zu kaufen: aufgepasst! Sie muss mindestens 20 bis 100 Jahre alt sein. Wer mehr dazu erfahren möchte, schaut am besten einfach selbst auf einen Schnack vorbei. Der Bestand wurde aufwendig aus den deutschlandweiten Restbeständen alter Zeiten zusammengesucht. Ganz viel Neuware, die auf wertschätzende Liebhaber wartet. Und wir haben gelernt: Vintage ist nicht immer Secondhand und Secondhand nicht immer Vintage.

Secondhand Hamburg

Ottensen

mano a mano

Große Rainstraße 41, 22765 Hamburg, Mo-Fr 11-19 Uhr & Sa. 12 – mind. 18 Uhr

Nur zwei Fußweg-Minuten vom Bahnhof Altona befindet sich dieses hübsche Geschäft: Mano a Mano. Wer ein paar Stufen ins Ladeninnere hinabsteigt, kann sich durch „ausgewählte Mode zu fairen Preisen“ stöbern. Hier wird für FRauen, Männer und Kinder so Einiges geboten. Für Kinderbekleidung gibt es sogar einen separaten Raum mit großer Auswahl. Auch Schuhe, Schmuck und Bücher befinden sich im Sortiment. Alles ist liebevoll nach Farbe, Größe und Art der Kleidung (z.B. Jacken, Kleider, Shirts, usw.) sortiert. Und man versteht etwas davon, eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen. Außerdem könnt ihr Eure eigenen, gut erhaltenen Klamotten dort nach Terminvereinbarung vorbeibringen, denn „mano a mano“ kauft an.

 

Klamottensen

Kleine Rainstraße 6, 22765 Hamburg, Mo-Fr 11-19 Uhr & Sa 11-18 Uhr

Ein kleines Geschäft in einer schönen Ecke Hamburgs. Wer durch die Straßen Ottensens bummelt, kann hier nicht nur nach ausgewählten Secondhand Teilen schauen, sondern auch einen guten Kaffee trinken. Die Idee, Café und Secondhand-Laden zu kombinieren, macht das Shoppingerlebnis im Klamottensen in jedem Fall zur Besonderheit. Im Anschluss ans Stöbern könnt ihr gemütlich bei Tee, Kaffee, hausgemachtem Kuchen und leckeren Waffeln weiterquatschen. Und uns wurde verraten, dass im besonderen die männlichen Begleiter den Kaffee dort sehr wertschätzen, während sich die Frauen durch die Kleider arbeiten und ein Teil nach dem anderen anprobieren. Denn das Sortiment ist hier hauptsächlich für weibliche Konsumentinnen bestimmt. Diese Feststellung macht man bei Secondhand häufiger – wir brauchen Second-Hand für alle: klein, groß, dick, dünn, weiblich, männlich und divers, …! Außerdem wird noch auf Kommission gekauft, falls ihr ein gutes Stück nicht einfach umsonst hergeben möchtet. Das Konzept ist ziemlich klug und großartig. Und das Personal sehr freundlich und sympathisch. Probiert unbedingt den Käsekuchen, wenn ihr vorbeischaut.

Kleiderrausch / Buntstück

Eulenstraße 85, 22763 Hamburg, Mo-Fr 11-14:30 Uhr und 16-19 Uhr / Sa 12-18 Uhr

Eine Boutique zum Verlieben, in einem Ambiente mit Flair, die sich ihren Platz in diesem Artikel definitiv verdient hat. Das Shop-in-Shop Konzept ist in Hamburg einmalig! Zu Kleiderrausch gesellt sich BUNTSTÜCK. „Wir wollen nämlich nicht nur Textilien retten und der Neuproduktion entgegenwirken, sondern auch Möbeln eine zweite Chance geben. Entweder durch unsere eigenen Aufarbeitungen oder durch unsere Workshops, in denen man alles über Möbelgestaltung  lernen kann“, berichtet Inhaberin Janine Kecskes. Hier werden zusätzlich zu einer großen, wöchentlich wechselnden Auswahl an hochwertiger Secondhand-Bekleidung auch 168 Kreidefarben, handbemalte Möbel, DIY-Workshops und Vieles mehr angeboten. „Bei Kleiderrausch kaufen hauptsächlich Frauen zwischen 25 und 65 Jahren, die gute Qualität zu fairen Preisen möchten“, so Janine. Im Fall von BUNTSTÜCK seien es kreative, ausprobierfreudige Menschen, die Möbel selber restaurieren oder bereits Aufbereitete kaufen möchten. „Grundsätzlich geben wir uns Mühe, dass für jeden etwas dabei ist – sowohl vom Stil als auch vom Preisspektrum“, schreibt uns Janine. Ihrer ausführlichen Antwort auf unsere Frage „Warum Second-Hand shoppen?“ lässt sich eigentlich nichts hinzufügen:

Nachhaltiger, weil ein längeres Tragen Ressourcen spart und die Umwelt schont.
Individueller, da die unterschiedlichsten Marken und Stile unter einem Dach vertreten sind.
Günstiger, weil neuwertige Secondhand Mode oft nur ein Drittel vom Neupreis kostet.
Gesünder und hautschonender, da Chemikalien und allergieauslösende Stoffe bereits ausgewaschen sind.

Schanzenviertel / Eimsbüttel

Zweitwert

Weidenallee 38, 20357 Hamburg – Mo-Fr 1018 Uhr & Sa 10-16 Uhr

Ein Geschäft für „Schönes, Praktisches und Mode“, welches ursprünglich als „Spenda Bel“ ebenfalls zur einfal GmbH gehörte. Der neue Name Zweitwert kommt auch mit einem neuen Konzept daher: die Beschäftigten hier sind fest angestellt und es gibt ein Zwei-Preis-Konzept. Das heißt, es können nicht nur Menschen mit Kundenkarte einkaufen, sondern jede:r. Jedes Produkt ist mit zwei Preisen ausgezeichnet. Gegen Vorlage einer BAföG-Bescheinigung oder dem Nachweis eines niedrigen Einkommens kann der geringere Preis gezahlt werden. Laut Geschäftsführerin Sabrina Beul sei es wichtig, dass Menschen aus unterschiedlichen sozialen Milieus und mit verschiedenen Einkommensklassen in Kontakt kämen und keine Spaltung stattfindet. Umso besser finden wir, dass das neue Konzept den Raum für diesen Austausch schafft. Zweitwert lebt Nachhaltigkeit u.a. durch Upcycling-Projekte, welche im Rahmen der einfal GmbH für die Mitarbeiter:innen ermöglicht werden. So wird aus Krawatten schonmal ein stylischer Stuhl-Bezug. Generell sticht hier die Mischung ins Auge: Neben Kleidung gibt es Haushaltswaren wie Geschirr, eine Bücherecke oder Accessoires. Häufig sei auch die ein oder andere Überraschung beim Ausräumen der Kisten mit Neuware dabei. Und: ein ganzer Raum voller Herrenmode! Endlich, wo doch Second Hand mehrheitlich ein Frauenphänomen ist.

Second Schanze

Weidenallee 54, 20357 Hamburg – Di.-Fr. 11-19 Uhr & Sa. 11-16 Uhr

Second Schanze ist eine schöne Boutique mit einer besonders schönen Auswahl an Damen Secondhand-Bekleidung. Inhaberin ist Britta Falk. Sie hat den Laden erst zum 1. Juli übernommen und berichtet, dass es bislang sehr gut ankommt und sie das Gefühl hat, dass immer mehr Menschen Secondhand kaufen. Das freut uns zu hören. Und sie erzählt uns, dass Second Schanze viele neuwertige Teile im Sortiment hat. Außerdem „nehmen wir fast täglich an, so dass die Kunden ständig neue Sachen sehen und kaufen können.“ Auch einige besondere Designerteile befinden sich darunter. Viele Kundinnen kommen bereits seit Jahren, mittlerweile seien auch jüngere Frauen darunter, die Secondhand für sich entdeckt haben. Auch besondere Eyecatcher und Abendgarderobe  suchen und finden eine neue Besitzerin. Aus welchen Gründen wir Secondhand shoppen sollen?  „Um Kleidung weiterleben zu lassen, die sonst gegebenenfalls bei anderen Leuten ungenutzt im Schrank hängen würde“, antwortet Britta. Hängt bei Euch vielleicht auch das ein oder andere lang ungetragene Teil im Schrank?

Rotherbaum

secondième

Hallerplatz 10, 20146 Hamburg, Di/Do/Fr 11-18 Uhr, Mi 14-18Uhr & Sa 11-15 Uhr

Inhaberin der kleinen, feinen Designer-Secondhand-Boutique secondième ist Annetta Riel. Wer ihren Laden betritt merkt sofort, dass hier jemand ein Auge für Qualität, Hochwertigkeit und Stil hat. Nur ausgewählte Marken und gepflegte, neuwertige Kleidungstücke finden hier ihren Weg an die Kleiderstange. Das fein säuberlich nach Farbe sortierte Sortiment macht regelrecht Lust auf Shoppen. Eine Kundin verrät uns, dass sie, wenn sie ihre Kleider auf Kommission an Annetta weiterverkauft, selten ohne ein neues Stück nach Hause geht. Das Geld werde sozusagen direkt re-investiert. Man könne ihr Geschäft deswegen schon fast als Tauschbörse bezeichnen, meint Annetta Riel. Sie legt Wert auf gute und faire Preise und eine professionelle Beratung. Diese und die harmonische Atmosphäre machen einen Besuch dort umso attraktiver. „Besser Secondhand als zweite Wahl“ ist nicht nur ein Buch von Susanne von Loessl, wie Annetta uns schreibt. Es bedeute auch, lieber ausgewählte Designer-Sachen gebraucht zu kaufen, als Läden mit Billigmode zu unterstützen. Sich mehr Gedanken darüber zu machen, was wir tragen. Secondième zeigt uns: Second Hand hat (sehr wohl) Klasse!

Eppendorf

Wechselstube

Eppendorfer Weg 273, 20251 Hamburg, Mo-Fr 11-18 Uhr & Sa 11-16 Uhr

In einem der schönsten Stadtteile Hamburgs befindet sich seit Februar 1993 die Wechselstube. Und Sie sind dorthin herzlich eingeladen. Inhaberin Carin Hoffmann und ihr Team präsentieren und verkaufen hier „jugendliche, aktuelle Second-Hand Mode, Accessoires und Handtaschen von bekanntem Design zu einem akzeptablen Preis.“ Das Erfolgsrezept sei von Anbeginn die Aktualität, Modernität und Hochwertigkeit der angebotenen Second-Hand Bekleidung gewesen. Eine Mitarbeiterin erzählt mir, dass Motto sei: modisch, jung und aktuell. Es gibt also kein Vintage, sondern das was in Eppendorf und Umgebung gerade hipp ist und getragen wird. Ein beständiger Kundenstamm versorgt den Laden mit Trendstücken, aber natürlich werden auch „textile Fehlkäufe“ und aussortierte „Schätze“ gern in Kommission genommen. Hier wird sicherlich schnell ein neuer Liebhaber dafür gefunden und ihr erhaltet im Verkaufsfall 40% von dem Verkaufspreis.  Hier wechselt also nicht nur ständig das Sortiment, sondern auch ein Kleidungsstück nach dem Anderen den/die Besitzer:in. Wer möchte, erhält eine kostenlose Stilberatung und kann neue Kombinationsmöglichkeiten kennenlernen. Auf Instagram @wechselstube_secondhand_hh werden außerdem regelmäßig Teile aus dem aktuellen Sortiment vorgestellt.

Die Bergmanns

Schrammsweg 15, 20249 Hamburg – Mo-Fr 11-18 Uhr & Sa 12-17 Uhr

Der Geheimtipp überhaupt. Die Liebe zum Detail ist nicht zu übersehen. An den Kleiderstangen der Bergmanns ist jedes Kleidungsstück gut sichtbar, hat seinen ganz eigenen Platz. Hier wird das Secondhand Shoppingerlebnis zum Augenschmaus. Denn die sorgfältig ausgewählten, teilweise edlen Designerteile sind übersichtlich angeordnet, so dass jedem die Aufmerksamkeit zukommt, die es verdient. Der Style lässt sich als klassisch, clean, zeitlos und elegant beschreiben. „Wir setzen auf Klassiker, die man immer im Kleiderschrank haben kann“, erzählt Inhaberin Laura Bergmann. Überwiegend Frauen zwischen Mitte zwanzig und Ende dreißig gehören zur Stammkundschaft. Mit dem Store hat sich Laura 2017 einen Traum erfüllt. Dabei handelt es sich um einen Familienbetrieb. Laura berichtet: „Das Besondere an unserem Geschäft ist vor allem das Ambiente und das Sortiment.“ Neben Secondhand findet ihr dort nämlich auch DECORATION & ART. Lauras Mutter Sabine fertigt seit über 30 Jahren liebevoll handgemachte, selbstgebrannte Schalen (in verschiedenen Größen), Vasen und Skulpturen aus Ton. Bei der Herstellung dieser Keramik-Kunstobjekte kommen unterschiedliche Brennarten wie Raku und Rauchbrand zum Einsatz, wodurch eine bunte Vielfalt entsteht. Auch Laura nennt uns direkt den Nachhaltigkeitsbonus als Grund Second-Hand zu kaufen und fügt hinzu: „Second Hand Mode ist individuell, günstiger und oft kann man sich Teile leisten, die eine bessere Qualität haben, länger halten und die man sich sonst vielleicht nicht gönnen würde.“ Die Bergmanns freuen sich darauf, Euch demnächst im Schrammsweg begrüßen und persönlich beraten zu dürfen.

Je suis!

Erikastraße 48, 20251 Hamburg – Di-Fr 11-19 Uhr & Sa 11-16 Uhr

Auch bei “”Je suis” gibt es ein einmaliges Shop-in-Shop-Konzept aus Secondhand-Laden und Friseursalon. Denn Inhaberin Martina Becker teilt sich das Geschäft mit einer Friseurmeisterin. Ihr könnt also erst durch die ausgesuchten Einzelstücke stöbern und Euch anschließend in einem separaten Raum eine schicke neue Frisur zum neuen Outfit zaubern lassen oder einfach umgekehrt. Noch dazu ist die Inhaberin ausgebildete Farb-/Typ- und Stilberaterin und kann Euch bei Unsicherheiten sicher weiterhelfen. Wer eine längere individuelle Beratung möchte, kann auch gern einen Beratungstermin vereinbaren. Der Store ist ein einladender Ort, wo das Einkaufen Spaß macht. Nette, bodenständige und emphatische Frauen, so beschreibt Martina ihre Kundschaft. Die Zielgruppe sei 40 bis 60 Jahre jung, wobei auch Studentinnen dort etwas finden würden. Solltet ihr vorbeikommen, werft unbedingt einen Blick in die Schaufenster. Besondere Teile werden dort ausgestellt und es dauere meist nicht lange, bis sie eine neue Besitzerin finden.  Auch für Martina ist das Thema Nachhaltigkeit ein Grund, warum wir Secondhand shoppen sollten: „Die Garderobe ist bereits gereinigt, somit ohne Chemikalien.“ Und das individuellere Kleidungsangebot sei so viel individueller, insbesondere für diejenigen, die sich „weg vom Mainstream“ bewegen wollen.

Winterhude

Second Date

Dorotheenstraße 113, 22393 Hamburg – Di-Fr 11-13 Uhr, 13:30-18:30 Uhr & Sa 11-16 Uhr

Wir haben an 364 Tagen gute Laune und Prosecco. Ich vermute, was zu allererst auffällt ist, dass es bei uns nicht riecht und auch nicht ausschaut wie in einem typischen Secondhand Laden, den wir noch von früher kennen. Das war auch der Grund, weshalb ich nie in Berührung mit Secondhand gekommen bin.“ Hauptberuflich ist die Eigentümerin Brit Inhaberin der 2011 gegründeten Personal Shopping Agentur „Die Hanseshopper“ . „Dort bieten wir unter anderem auch Wardrobe-Checks an, d.h. wir befreien unsere Kunden von Kleidung, die nicht mehr passt, zeitgemäß ist oder einfach ausgedient hat. Dabei kommen immer wieder viele fancy und moderne It-Pieces, teilweise noch mit Preisetikett ans Tageslicht, bei denen es jedes Mal zu schade ist, ihnen nicht ein zweites Leben zu schenken.“  Aus diesen Erkenntnissen heraus hat sie 2018 einen bestehenden Secondhand Laden in Winterhude übernommen. „Bei uns ist die Kleidung meist nie älter als 3 Jahre, startet ihre Secondhand Karriere gereinigt und ohne Schäden, und kann nur auf Termin gebracht sowie abgeholt werden – dadurch vermeiden wir heilloses Chaos und haben genügend Zeit, uns um unsere stöbernden Kund:innen zu kümmern.“ Viele bemerken erst auf den zweiten Blick, dass sie sich in einem Secondhand Geschäft befinden. “Second Hand ist ein Paradies für bunte und open-minded people. Viel mehr Charaktermix an einem Platz findest du nirgendwo und das macht es doch so spannend. Du weißt nie, welches Kleidungsstück heute Deinen Tag verändern wird. Wer will denn schon Kleid A in 8 Längen von der Stange, das auch die Nachbarinnen von gegenüber und nebenan tragen. Wünschen wir uns nicht alle besonders zu sein, aus der Masse herauszustechen und dabei sogar noch etwas für die Umwelt zu tun?”

written by: Zoe Kabaßer