B&T ANNIVERSARY l Heute vor 2 Jahren haben wir uns getraut & Bridge&Tunnel gelauncht. Hinter uns liegen 2 großartige Jahre! Und 2 wirklich harte Jahre! Denn als Social Business führt man zwei Unternehmen gleichzeitig. Das kostet viel Kraft, zwingt uns ständig zum Umdenken, lässt uns dadurch aber intellektuell beweglich und sehr erfindungsreich werden! Wir wollen den heutigen Tag nutzen, um euch hinter die Kulissen mitzunehmen und euch zu zeigen, warum wir lieben, was wir tun, warum es aber auch an Herausforderungen wahrlich nicht mangelt.
SOCIAL BUSINESS – VISION VERSUS REALITÄT
Wenn man, wie wir mit Bridge&Tunnel, ein Social Business gründet, führt man – Hallo Doppelname – tatsächlich zwei Businesses auf einmal. Und dann auch noch zwei, die in der Regel eher nebeneinander als miteinander existieren: gesellschaftlich Wirken mithilfe von wirtschaftlichem Tun. How nice is that? Konkret bedeutet das, dass wir einerseits gesellschaftliche Themen bewegen, andererseits aber den gleichen Marktherausforderungen ausgesetzt sind wie klassische, rein wirtschaftlich agierende Labels.
Betrachtet man die soziale Seite von Bridge&Tunnel kommt diese erstmal gänzlich unwirtschaftlich daher. Die Entscheidung ein Fair Fashion Label zu gründen, bedeutet nämlich, dass wir mit den Preisen von konventionellen Fast Fashion Labels überhaupt nicht mithalten können. Denn während diese günstig in Fernost produzieren, zahlen wir faire, tarifliche Löhne in Deutschland. Noch dazu für eine Zielgruppe, die erstmal keine gelernten Näherinnen oder Näher sind, aber das Potenzial dazu haben und die wir in ihrem handwerklichen Talent qualifizieren und professionalisieren möchten. „Talents over diploma“ – das ist unser Herzensanliegen und seit 2 Jahren sehen wir jeden Tag, dass dies kein Hirngespinst, sondern eine ernsthaft umzusetzende Option ist. Denn: es funktioniert.
Gleichwohl produzieren wir mit Bridge&Tunnel also zu Kosten, die mit den Herstellungskosten in Fernost – zum Glück – sehr wenig zu tun haben. Die sich aber natürlich später im Produkt wiederfinden (lest hier mehr zu unserem transparenten Pricing). Der Wert von Arbeit ist in der Fashionbranche aber sowieso stark in Mitleidenschaft gezogen. Deshalb betonen wir gern, dass unsere Produkte keineswegs zu hochpreisig, sondern herkömmliche Produkte einfach zu günstig sind.
UNSER ARBEITSALLTAG
Unser Arbeitsalltag, den der NDR kürzlich in diesem tollen Film eingefangen hat, ist deshalb alles andere als alltäglich. Unser multinationales Produktionsteam verbringt den Großteil seiner Zeit natürlich in der Fertigung, daneben tauschen sie sich aber auch viel aus und üben Deutsch – Werkstattsprache bei uns. Sei es bei der Besprechung von Produktionsaufträgen oder beim täglichen gemeinsamen Mittagessen. Gleichwohl haben viele aus unserem Team gerade mit Behördenpost immer wieder ihre liebe Not. Es passiert deshalb relativ häufig, dass wir bei privaten Belangen unseres Teams aushelfen, zB bei der Suche nach einer neuen Wohnung oder der Übersetzung von Schulpost, Jobcenter Mitteilungen oder Ähnlichem. Wir lieben es auszuhelfen, es ist aber auch Arbeit, die sehr zeitintensiv ist (denn wer übersetzt schon gern Behördenpost*).
Ein anderes Beispiel ist unser Engagement für Geflüchtete. Seit anderthalb Jahren bieten wir jetzt Praktikumsplätze für Menschen mit jüngerer Fluchtgeschichte an. Mittlerweile haben rund 20 Männer und Frauen ein Praktikum bei uns absolviert, allesamt tolle Begegnungen.
Unser allererster Praktikant Sayed, ein afghanischer Herrenschneider, hat uns so überzeugt, dass wir ihn gleich fest eingestellt haben. Wir mussten allerdings zuerst eine Arbeitserlaubnis für ihn erwirken. Aufenthalts- und Arbeitsrechte sind bei Menschen mit Fluchtgeschichte ja ein hochkomplexes Thema. Afghanen haben es dabei immer noch deutlich schwerer, eine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen als zB Menschen mit syrischer Herkunft. Sayed hatte nur eine Aufenthaltsgestattung, auf deren Basis wir nach etlichen Wochen und großem Ringen eine Arbeitserlaubnis erwirken konnten. Die Arbeitserlaubnis war aber mehr als das, sie hat letzten Endes dazu beigetragen, dass er seit März 2018 eine Aufenthaltserlaubnis für sich und seine Familie hat. Eine tolle kleine Erfolgsgeschichte für uns!
WIRTSCHAFTLICHE HERAUSFORDERUNGEN
Wir träumen von einem Designlabel, das den Gestaltungsgedanken nicht nur im Produkt, sondern auch in der Arbeits- und Produktionsweise widerspiegelt. Ethik und Ästhetik gehen bei uns Hand in Hand.
Unsere Designs entstehen aus Denim und zwar aus post- und pre-consumer waste. Denim ist nicht nur wahnsinnig vielfältig, sondern auch sehr robust. Nach einigen Experimenten, bei denen wir im Patchwork-Verfahren die unversehrten Teile von used Jeans weiterverarbeitet hatten, war uns schnell klar, dass sich tatsächlich Kollektionsideen aus abgelegten Jeans entwickeln lassen. Patchwork ist noch immer unser wichtigstes Produktionsverfahren. Alle unsere Designs haben deshalb einen geometrischen, minimalistischen Look, der sich aus dem reduzierten Patchwork speist. Neben unserem Start mit Accessoires und der Ergänzung um ausgewählte Fashion Pieces, haben wir seit Mai 2018 auch wunderschöne neue Interior Produkte im Portfolio.
Wir haben den Anspruch, uns mit unserem Design hochwertig im Designsektor zu präsentieren. Unser wahnsinnig limitiertes Werbebudget führt aber dazu, dass wir – trotz der vielen großartigen Auszeichnungen, die wir bislang erhalten haben, unsere Reichweite nur langsam steigern können. Aber wir sind stolz darauf, dass wir seit diesem Jahr nun schon 25 Stores zu unseren Händlern zählen zu dürfen, wodurch die Bridge&Tunnel Reichweite langsam wächst. Trotzdem: erzählt gern allen euren Freunden und Freundesfreunden von uns. Wir freuen uns über mehr Sichtbarkeit!
UNSERE ZIELE FÜR DIE KOMMENDEN JAHRE
Unsere Idee ist es, mit Bridge&Tunnel zu zeigen, dass jeder Mensch ein Talent unabhängig von Zeugnissen besitzt und dass Reststoffe erst dann zu Müll werden, wenn man sie so denkt. Perspektivisch planen wir, unser Produktionsteam zu vergrößern. Dafür fertigen wir aktuell bereits – neben unserer eigenen Linie – auch für andere Designer, denen ein ökologisches und soziales Engagement am Herzen liegt (wie etwa hier) und die ein Interesse an fairer lokaler Fertigung haben. Seit Anfang 2018 bauen wir Bridge&Tunnel deshalb parallel als Zwischenmeisterei auf, die perspektivisch weitere Mitarbeiter beschäftigen soll, um Drittaufträge zu fertigen. Yeah!
DANKESCHÖN!
Wenn ihr bis hierhin gelesen habt, habt ihr Glück! Denn: was wäre ein Geburtstag ohne Geschenke? Und nur die Lesefleißigen werden belohnt* Alle Bestellungen, die uns in unserem Geburtstagsmonat Juli erreichen, erhalten nämlich als Dankeschön diese minimal-waste Beachbag kostenlos dazu! Gefertigt aus heller Baumwolle, die wir aus der Auflösung einer Schneiderei geerbt haben, mit zweifarbigen Denim-Trägern. Sagt ihr es weiter?